Anfang Dezember letzten Jahres war es so weit: Da ließ Annalena Baerbock, noch nicht einmal ein Jahr im Amt, das berühmte Bismarck-Zimmer umbenennen und das bekannte Bild des ersten Reichskanzlers aus dem getäfelten Saal in Berlin-Mitte entfernen. Die BILD-Zeitung erinnerte in diesem Zusammenhang daran, daß es Otto von Bismarck gewesen sei, der das Auswärtige Amt am 8. Januar 1870 gegründet hat, erst als Außenamt des Norddeutschen Bundes, dann des Deutschen Reiches. Und weiter: »Er war damit der erste gesamtdeutsche Außenminister, der Vorfahre aller deutschen Diplomaten bis heute. Das diplomatische Corps pflegt seit Bismarck seine Tradition sehr sorgfältig, deshalb wurde der ursprüngliche Name ‚Auswärtiges Amt‘ bis heute beibehalten und bewusst nie in ‚Außenministerium‘ geändert«.

Mit Tradition hat die Bilderstürmerin Baerbock natürlich nichts am Hut. Wer sich im Besitz der alleinseligmachenden Wahrheit wähnt, wie die grünen Weltretter, der hat es nicht nötig sich in Traditionslinien einzuordnen und sie behutsam mit der Zeit weiterzuentwickeln, der macht einfach tabula rasa. Die kluge, berechenbare und auf Ausgleich zwischen den Staaten abzielende Interessenpolitik eines Otto von Bismarck ist Schnatterinchen weltenfern gerückt. Sie betreibt keine deutsche Außenpolitik, sondern feministische Außenpolitik als Weltinnenpolitik. Solange sie in Sonntagsreden Werteschaum produzierte, war das weniger ein Problem. Jetzt, da sie als deutsche Außenministerin auf dem glatten diplomatischen Parkett offenkundig narrenfrei umherstolpern darf, kann der nächste Ausrutscher für unser Land tödliche Folgen haben. Ihre dümmliche Kriegsrhetorik würde Otto von Bismarck wahrscheinlich die Zornesröte ins Gesicht treiben. Er wüßte, was in der angespannten internationalen Lage auf dem Spiel steht. Und er hätte Mittel und Wege gefunden, den Krieg im Osten Europas zu beenden und den Konflikt dauerhaft zu entschärfen.

Heute vor 208 Jahren wurde Otto von Bismarck in Schönhausen an der Elbe geboren. Ich gedenke eines großen Diplomaten. Herzlichen Glückwunsch, Otto!