Gedanken zur Vorweihnachtszeit I

Wir sind mit dem 1. Advent in die Vorweihnachtszeit eingetreten. Christen in aller Welt stimmen sich auf das Fest ein, das an die Menschwerdung Gottes erinnert. Aber auch Nichtchristen, wenn sie nicht nur an der geistigen Oberfläche leben, bedeuten diese vor uns liegenden Wochen etwas.
In unseren Breiten verleben wir die kürzesten Tage. Wir ersehnen – wenn auch nicht durch existentielle Not getrieben wie unsere Vorfahren – die Rückkehr des Lichts. Die Wintersonnenwende, die am 21.12. beginnt und drei Tage währt, wird vielerorts als Sieg des Lichts über die Dunkelheit gefeiert.

Im übertragenen Sinne scheint die Menschheit in ihrer Entwicklung weiter entfernt denn je vom Sieg über die (geistige) Dunkelheit. Hunderte kriegerische Konflikte und Kriege toben zurzeit auf unserem blauen Planeten. Die Lehren aus den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts mit ihren insgesamt 100 Millionen Toten wurden nicht, oder nicht richtig gezogen. Auch das Jahr 2023 endet weltweit mit Haß und Mordlust:

Nach einer kurzen Waffenruhe flammt der aktuelle Nahostkonflikt mit bisher nicht gesehener Heftigkeit wieder auf. Auf den Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober mit 1200 israelischen und ausländischen Toten und über 5000 Verletzten reagierte Israel mit blutiger Vergeltung, die bisher, ich gebe die Zahlen von statista.com (Stand 1.12.23) wieder, über 15.000 Todesopfer und 36.000 Verletzte forderte. Eine Lösung des wohl diffizilsten Konfliktes der Weltgeschichte ist in weite Ferne gerückt.

In der Ukraine mehren sich die Anzeichen dafür, daß der kollektive Westen unter Führung der USA diesen Krieg verlieren wird. Mit Blick auf die Interpretationskategorien des von John Mearsheimer vertreten offensiven Realismus habe ich frühzeitig darauf hingewiesen, daß die Ukraine für US-amerikanische Hegemonialinteressen mißbraucht wird. Weit gediehene Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Rußland, die bereits im Frühling 2022 geführt wurden, sind offenkundig auf Druck des Westens abgebrochen worden. Der damalige britische Premier Boris Johnson soll dabei maßgeblich an der Vereitlung eines Waffenstillstandes beteiligt gewesen sein. Wenn es tatsächlich so gewesen ist, hätten die Führer des Westens große moralische Schuld auf sich geladen. Hundertausende junge Ukrainer und Russen könnten noch leben, hunderttausende Mütter und Frauen müßten nicht um ihre gefallen Söhne und Männer weinen.
In meiner Ansprache zum Volkstrauertag 2023 auf der Hohensyburg bei Dortmund führte ich aus, daß es Völker sind, die gegeneinander Krieg führen. Bevor sie das täten, würden sie allerdings in den Krieg geführt, und zwar von jenen, die den Drogen Macht und Geld verfallen sind. Vergessen wir nicht, daß 99,99 Prozent der Menschheit einfach nur würdevoll und friedlich leben will. Setzen wir uns jeden Tag dafür ein, daß die »Troublemaker« der Menschheitsfamilie in die Schranken gewiesen werden!

Die Dezemberausgabe des CICERO titelt: »Jeder gegen jeden – Der Kampf um die neue Weltordnung«.
Leider zeichnet der Regensburger Professor Stephan Bierling ein simples Schwarz-weiß-Gemälde von einer »Welt in Flammen.« Zumindest erinnert er aber zu Beginn seiner Ausführung an den Begriff der »Achsenzeit«:
»Wir durchleben heute eine Achsenzeit der Weltpolitik, die Historiker einmal in ein Davor und ein Danach unterteilen werden. In ihr verdichten sich Ereignisse und beschleunigen sich Entwicklungen auf wenige Monate und Jahre, die sich normalerweise über Jahrzehnte oder Generationen erstrecken. Wie sich tektonische Spannungen zwischen Erdplatten (die sich über Jahrtausende aufbauen können, d. Verf.) plötzlich in heftigen Beben entladen, so brechen angestaute politische Machtverschiebungen gleichzeitig in schweren Erschütterungen auf. In Achsenzeiten steigen Staaten auf oder sacken ab, werden internationale Ordnungen geschaffen, verteidigt oder ersetzt.« (S. 16)
Diese »Verflüssigung« bedeutet Chance und Risiko zugleich. Ob sie zur Chance für unser Land wird, hängt davon ab, ob sich die Deutschen noch einmal berappeln, die Freude an Identität und Freiheit wiederentdecken oder ob sie sich mehrheitlich damit abgefunden haben, ein Auslaufmodell der Weltgeschichte zu sein.

Gedanken zur Vorweihnachtszeit Teil I
Björn Höcke Portrait

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