Tim Kellner, der »Love Priest«, ist mit 592.000 Abonnenten einer der beliebtesten Satiriker auf YouTube. Sein Markenzeichen sind eine herzförmige Brille, eine Menge Plüschtiere im Hintergrund und sein oft schwarzer Humor. Mit letzterem nimmt er mehrmals wöchentlich die Doppelmoral der etablierten Politik aufs Korn. Kellners Kritik fällt oft ein wenig brachial aus, ist aber stets gut durch Fundstücke aus den Medien belegt. Gerade das dürfte der Grund sein, warum ihn die von ihm Kritisierten so hassen – er hat sie in ihren heuchlerischsten Momenten ertappt und reibt es ihnen mit Schlagzeilen und Videoausschnitten unter die Nase.
Als der amerikanische Vizepräsident letztens auf der Münchener Sicherheitskonferenz die Wiederherstellung der Meinungsfreiheit in Europa anmahnte, reagierte die deutsche Politik verschnupft und wies die Vorwürfe weit von sich. Doch die Realität sieht anders aus: Unter dem Vorwand, lediglich »Hass und Hetze« zu bekämpfen, bekommen Bürger für das Verbreiten von harmlosen Memes immer häufiger Besuch von der Polizei. »Bestrafe einen, erziehe hundert«, soll der chinesische Diktator Mao Zedong gesagt haben, und darauf läuft es auch bei diesen Polizeibesuchen hinaus: Einschüchterung. Der etablierte Politiker von heute gibt sich dünnfellig und überschüttet den kritischen Teil der Bevölkerung mit Anzeigen. Noch führt das allerdings eher dazu, daß sich die »Memes« umso weiter verbreiten. Der Humor stirbt selbst im Totalitarismus zuletzt.
Tim Kellner ist nun zum Ziel einer Sammelklage geworden. Man droht ihm sogar mit Gefängnis, weil er sich bereits nach einer Klage von Innenministerin Nancy Faeser vor Gericht verantworten mußte. Zurecht stellt er die Frage nach der Verhältnismäßigkeit, geht die deutsche Justiz doch mit »echten« Gewalttätern oft sehr milde um. Wer nun einwendet, der Satiriker griffe oft tatsächlich zum humoristischen Holzhammer, dem sei gesagt: Die Meinungsfreiheit muss auch dort verteidigt werden, wo es unangenehm wird, sonst ist sie nichts wert. Herr Kellner hat meine volle Solidarität – damit es morgen nicht nur noch regierungskonforme »Satiriker« wie Jan Böhmermann und Olivia Welke gibt.
Hier kommt Tim Kellner selbst zu Wort:
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Timm Kellner
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