Ehrfurcht und Poesie

Vor 150 Jahren wurde in Prag Rainer Maria Rilke geboren:
Er war der große Grenzgänger zwischen Jahrhundertwende und Moderne. Während die Expressionisten seiner Zeit grelle Bilder bemühten und die Naturalisten das Elend dokumentierten, schrieb er leise, präzise und mit einer berührenden Innerlichkeit. Seine Zeilen sind durchdrungen von einer metaphysischen Ehrfurcht vor dem Numinosen.

Er war kein politischer Dichter, sein Werk kommt ohne Provokation aus: In einer Zeit, in der Literatur oft laut und parteiisch wurde, blieb Rilke der Dichter der Stille, der Wandlung und der unbedingten Hingabe an sein Werk. Er mahnt uns bis heute, daß wahre Größe nicht im Lärm, sondern in der Tiefe entsteht – und daß Dichtung mehr ist als Meinung: nämlich ein Versuch, das Unsagbare sagbar zu machen.

Mit Werken wie dem »Stunden-Buch«, den »Duineser Elegien« und den »Sonetten an Orpheus« schuf er Texte, die nicht nur poetische Formen erneuerten, sondern ein neues Verhältnis von Welt, Identität und Transzendenz eröffneten. Damit traf er das Lebensgefühl einer romantisch bewegten Jugend: Vor Langemarck hatten die jungen Kriegsfreiwilligen — Studenten, Wandervögel — das Deutschlandlied auf den Lippen und Rilkes »Cornet« im Tornister.

Noch heute kann das schmale Bändchen, das erste der Insel-Reihe, jungen Patrioten viel geben.

Björn Höcke Portrait

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