Jürgen Fuchs — der Dissident

Der Schriftsteller, Psychologe, Bürgerrechtler Jürgen Fuchs wäre am 19. Dezember 75 Jahre alt geworden. Mit seinem frühen Tod verbindet sich ein schrecklicher Verdacht:

Fuchs wurde […] 1977 feige, ohne Prozess, nach neun Monaten brutaler Verhöre in den Westen entsorgt. Das passierte, wie Kenner vermuten, nachdem man auch diesen politischen Häftling im VEB-Knast heimlich mit einer Gammastrahlen-Kanone beschossen hatte, also lautlos und schmerzlos. Sein Tod mit 48 Jahren ist eines der Indizien. Fuchs starb an einem Blutkrebs, der auf Strahlenschäden hinweist.
[Wolf Biermann, in: Der Spiegel 51/2008]

Hubertus Knabe bezeichnete ihn als »Dissident wider Willen«: Er geriet mit dem SED-Regime in Konflikt, weil er sich an den Widersprüchen zwischen den sozialistischen Ideen und der Lebenswirklichkeit in der DDR rieb. Als Idealist wollte er sich einbringen, trat der SED bei und wollte diese Mißstände von Innen heraus verändern. Doch konstruktive Kritik war nicht erwünscht, so geriet er ins Visier der Stasi. Ihm wurde vorgeworfen, in seinen Veröffentlichungen die sozialistische Ordnung in der DDR zu »verleumden«. Er wurde aus der Partei und der FDJ ausgeschlossen und verlor das Recht zu studieren. Aus dem einstigen Kommunisten wurde einer der feinsinnigsten Wortführer des Widerstands gegen die SED-Diktatur.

Als der Liedermacher Wolf Biermann ausgebürgert wurde, beteiligte er sich an dem Protest und nahm Kontakt zu westdeutschen Medien auf. Auf dem Weg zum Ost-Berliner Büro des Spiegel wurde er verhaftet und kam ins Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Jürgen Fuchs war damals gerade einmal 25 Jahre alt.
Als er in die BRD abgeschoben wurde, drohte ihm die Stasi: »Legen Sie sich später nicht mit uns an. Wir finden sie überall. Auch im Westen. Autounfälle gibt es überall.«

Von West-Berlin aus unterstütze er die DDR-Opposition.

»Da Fuchs vorsichtig genug war, sich nicht mehr in den Machtbereich der Stasi zu begeben, griff diese zu sogenannten Zersetzungsmaßnahmen: eine bis dahin unbekannte Art staatlich organisierten Psychoterrors mit anonymen Briefen, nächtlichen Telefonanrufen, massenhaften Bestellungen von Waren und Handwerkern und Schlimmerem.«
[Hubertus Knabe, »Tod eines Dissidenten«]

Der Haß gegen den früheren Dissidenten dauerte auch nach dem Fall der DDR und seinem Tod an. Als die Straße vor dem Thüringer Landtag nach ihm benannt wurde, weigerten sich die Abgeordneten der SED (die sich zwischenzeitlich in PDS umbenannt hatte) beharrlich, seinen Namen in der Anschrift in offiziellen Briefbögen zu verwenden.
Heute arbeiten CDU und Linke eng zusammen.
Wie würde Jürgen Fuchs wohl über den Zustand von Demokratie und Parlamentarismus im Jahr 2025 urteilen?

»Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen«
[George Santanaya, in: »The Life of Reason«]

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