Wer ist eigentlich der ehemalige Deutsch- und Lateinlehrer im Burkhart-Gymnasium Mallersdorf-Pfaffenberg, der nach 35 Jahren seinen einstigen Schüler öffentlich anprangert? Hubert Aiwanger war minderjährig, er hatte seine schulinterne Strafe (bzw. Erziehungsmaßnahme) abgebüßt, wurde seither meines Wissens nie straffällig und hat — wie jeder andere auch — nach drei Jahrzehnten ein »Recht auf Vergessen« seiner Jugendsünden.
Der Lehrer allerdings, der im Schutz der Anonymität seinen früheren Schüler denunziert, verstößt gegen die Verschwiegenheitspflicht der Dienstordnung für Lehrkräfte. Er versucht offenbar schon seit längerem, aktiv einem anderen Menschen zu schaden. Während die Schulleitung die Flugblätter vernichtete, hat dieser Lehrer eines einbehalten und prahlt im Dorf damit, er habe das einzige Exemplar. Das ganze Dorf kennt die Geschichte – so berichtet ein ehemaliger Schüler, der in der Presse wenigstens auch mit seinem Namen dazu steht. Nach mehreren Versuchen fand der Denunziant endlich einen Abnehmer für seine Geschichte – rechtzeitig zur Landtagwahl. Einen Tag vor dem Beginn der Briefwahlen wurde die Schmutzkampagne losgetreten. Daß es um politische Machtinteressen geht, ist offensichtlich.
Ebenso die Doppelmoral: Denn wenn es um die Jugendsünden (oder mehr!) von Grünen-Politikern oder Linksextremisten geht, vergeben die Leitmedien erstaunlich schnell. Die linksextreme Vergangenheit von Winfried Kretschmann und Frank-Walter Steinmeier ist heute kein Skandal, Joseph Martin Fischer wurde Außenminister, obwohl er sogar politischer Gewalttäter war. Welche Rolle spielte der RAF-Anwalt Hans-Christian Ströbele für die Terroristen – nutzte er seine Privilegien als Strafverteidiger, um die Terrorgruppe als Kurier für Kommando-Befehle und Waffen zu unterstützen? Inzwischen ist er verstorben, aber der Aufklärungsbedarf hielt sich während seiner aktiven Zeit als Politiker in dem Fall deutlich in Grenzen.
Mit der Zeit hat sich ein regelrechtes Berufsdenunziantentum etabliert. Autoren, selbsternannte »Experten«, ganze Vereine und Stiftungen verdienen mit der öffentlichen Feindmarkierung ihren Lebensunterhalt. Dabei zählt der Wahrheitsgehalt wenig, die politische Zweckmäßigkeit viel. Die linke Ideologie fördert die dafür notwendigen niederen Instinkte. Es ist daher nur folgerichtig, daß heute die Denunziation zur Staatsdoktrin erklärt wird. Unter schönklingenden Namen, wie »Antidiskriminierungsgesetz« oder »Hinweisgeberschutzgesetz«, wird Verleumdung gefördert. Die »Hinweisgeber« werden geschützt, selbst wenn sie Lügen verbreiten. Ein weiterer Effekt dieses giftigen Moralismus‘ ist die Beweisumkehr. Selbst wenn sich am Ende herausstellt, daß die Vorwürfe falsch waren, sind die Karrieren ruiniert. Die Korrektur wird zur Fußnote, die niemanden mehr interessiert, eine Rehabilition findet nicht statt.
Es kann jeden treffen. Wollen wir in solch einer Gesellschaft leben?