Die Thüringer Landtagsfraktion geht zweimal jährlich in eine mehrtägige Klausur. Neben der praktischen Professionalisierung und landespolitischen Herausforderungen stehen auch immer wieder die »großen Themen« auf den Tagesordnungen. Mir ist es wichtig, daß AfD-Politiker, gleich wo sie ihren Dienst tun, über ein profundes Hintergrundwissen verfügen und gelernt haben, über den Tellerrand des eigenen Verantwortungsbereiches hinauszuschauen.
Wer sich beispielsweise mit dem »Great Reset« beschäftigt, der ahnt, warum die deutschen Kartellparteien, deren Führungsspitzen alle auf die »Neue Weltordnung« eingeschworen sind, die AfD nicht in den parlamentarischen Betrieb integrieren wollen: weil in der globalen, geostrategischen Zielsetzung, die alle politischen Ebenen durchdringt, zwischen ihnen und uns politische Welten liegen. Denn die »neue Weltordnung«, die nach dem »Great Reset« entstehen soll, wird ein nie dagewesenes, digitales Kontroll-, Überwachungs-, Steuerungs- und Indoktrinationssystem auf globaler Ebene sein, das mit einem dramatischen Verlust an Individualgrundrechten und demokratischen Mitwirkungsmöglichkeiten einhergehen wird. Das ist mit der AfD als Freiheitspartei nicht zu machen!
Prof. Felix Dirsch führte im Rahmen unserer Sommerklausur zum Thema »Great Reset« aus. Er ist Herausgeber des gleichnamigen Sammelbandes, der dieses Jahr in zweiter, verbesserter Auflage erschienen ist. Ich empfehle die 334 Seiten zur Lektüre, weil das Thema »Great Reset« multiperspektivisch analysiert wird und jedem Aufsatz ein eigenes Literaturverzeichnis beigefügt ist, das Vertiefungsmöglichkeiten aufzeigt. Der Politologe, katholische Theologe und Philosoph Dirsch steuert selbst drei Beiträge zum Buch bei. Sein Blick richtet sich vor allem auf den Überwachungskapitalismus, dessen Grundlage die Kapitalakkumulation der Gafam-Konzerne (Google, Amazon. Facebook & Co.) und der großen Vermögensverwalter (BlackRock, Vanguard Group. Fidelity-Investments etc.) ist.
Dieser digital-finanzialistische Komplex beeinflusse die globale Agenda maßgeblich. Neben den Global Playern hätten auch die großen Staaten ein Interesse an der totalen Kontrolle über die Geldflüsse und sämtliche Bewegungen der Bürger.
Das geeignetste Vehikel des »Great Reset« sei das Narrativ vom menschengemachten Klimawandel. Tatsächlich erzeugt dieses Vehikel Angst, macht die Menschen folgsam, ist global einsetzbar und empirisch nicht überprüfbar. Viel Platz verwendet der Herausgeber zurecht darauf, sich mit der These vom menschengemachten Klimawandel zu befassen. Er geht auf exterrestrische und terrestrische Klima-Beeinflussung ein und stellt die Funktion des Weltklimarates (IPPC) dar. Dirsch erinnert an dessen noch selbstkritische Äußerung von 2001: »In der Klimaforschung und –modellierung sollten wir erkennen, dass es sich um ein gekoppeltes nicht-lineares chaotisches System handelt. Deshalb sind längerfristige Vorhersagen über die Klimaentwicklung nicht möglich.« (S.221) Tempi passati.
Die Corona-Zeit wird von verschiedenen Autoren in unterschiedlichen Zusammenhängen aufgegriffen. Was an der Pandemie »Plandemie« war, wird abwägend erörtert. Dabei werden auch eher unbekannte Aspekte in Erinnerung gerufen, so beispielsweise Observationsmöglichkeiten mittels durch Impfung verabreichter Graphenoxid-Nanopartikel, denn in »einem bestimmten Frequenzbereich kommt es zu einer Stimulation und einer Oxidation. Auf eben dieser Frequenz senden neue drahtlose 5G-Technologien.« (S.274) Die Betrachtung der technischen Möglichkeiten, die den Freunden des Great-Reset zur Verfügung stehen, führt zu den Themen Trans- und Posthumanismus. Die schlechteste mögliche Entwicklung wird dabei durch ein Zitat von Stefan Magnet verdichtet: »Der Transhumanismus ist der konkrete Versuch, den Großteil der Menschen abzuschaffen, den Rest zu unterjochen und 0,0001 Prozent der Weltbevölkerung für immer an die Spitze der Pyramide zu stellen.« (S.267)
Sehr gut gefallen hat mir, daß Klaus Schwab, der langjährige Vorsitzende des WEF (»Politbüro des Weltkapitalismus«), in seinem Denken und Wollen ausführlich und ohne Schaum vor dem Mund reflektiert wird. Denn auch wenn dieser große Strippenzieher die falschen Zielvorstellungen hat, muß man Teilen seiner Lageanalyse und seinem Konzept eines neuen »Stakeholder Kapitalismus« durchaus Plausibilität zubilligen. Wie gegen den »greenwashed capitalism-Ansatz« von Schwab und Konsorten ein ökologisch und sozial gerechterer Kapitalismus aussehen könnte, der nicht als Wachstumswirtschaft, sondern als Gleichgewichtswirtschaft aufgesetzt ist, wird in diesem Zusammenhang ausgeführt.
Viele Autoren des Sammelbandes schreiben aus christlicher Sicht. Dabei wird mit Kritik an der Amtskirche nicht gespart, die sich offenkundig vor den Weltregierungskarren hat spannen lassen. Die theologisch-philosophischen Reflexionen, die beispielsweise zur Unterscheidung zwischen einem »organischen Universalismus« (Christentum) und einen »homogenisierenden Universalismus« (Liberalismus) führen, verleihen dem Buch m.E. Tiefe und runden es thematisch ab.
Selbstbestimmung oder Fremdbestimmung? Diese Frage hatten unsere Vorfahren zu allen Zeiten zu beantworten. Der entscheidende Unterschied ist: Die drohende digitale Diktatur wird total und global, ein Ausweichen nicht mehr möglich sein…