Nach den Wahlen in Bayern und Hessen wird im Fall Tino Chrupalla bekannt gegeben, daß es einen Blutfleck am Hemd gab und histologische Befunde mit einem Stichkanal vereinbar sind. Es wurden Entzündungen festgestellt und Chrupalla hat innerhalb von sechs Tagen 3,5 kg Gewicht verloren. Seine eigene Einschätzung, daß es sich um einen Anschlag handelte, wird damit bewiesen.
Die Fakten waren bekannt und es stellt sich die Frage, warum die Staatsanwaltschaft der Öffentlichkeit diese Details unterschlagen und die Möglichkeit eines Attentats verschwiegen hat.
Nicht bekannt ist bis jetzt das Ausmaß: War es wirklich ungefährlich oder war die Nadel vergiftet? Immerhin hat es unmittelbare körperliche Reaktionen gegeben, die übrigens bis heute andauern. Und wenn ja, durch welche Substanz bewirkt? Einige Substanzen können erst nach drei bis vier Wochen im Blut nachgewiesen werden. So lange schwebt Tino Chrupalla in Unsicherheit — das ist für jeden Betroffenen eine große psychische Belastung.
Anstatt grundsätzlich über die Entmenschlichung von AfD-Politikern zu reflektieren, schaffen die einschlägigen regierungsnahen Medien ein Diskursklima, in dem sich Chrupalla — als Opfer! — sogar rechtfertigen muß. Das geht bis zum Vorwurf der »Hinterfotzigkeit« durch den bayerischen Innenminister Herrmann zu einem Zeitpunkt, als Chrupalla noch im Krankenhaus untersucht wurde.
Der Vergleich mit dem Fall von Alexei Anatoljewitsch Nawalny dürfte die politischen Aktivisten unter den Journalisten provozieren. In dem Fall wurde eine tatsächliche Vergiftung mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok festgestellt. Aber auch das war nicht von Anfang an klar, und genau deswegen zeigt dieser Vergleich, daß hier wieder einmal mit zweierlei Maß gemessen wird. Bevor Deutschland den großen moralischen Zeigefinger erhebt und überall in der Welt demokratische Gepflogenheiten einfordert, sollte man erst einmal im eigenen Land anständig mit der Opposition umgehen.
Zur Zeit wissen wir das eben noch nicht, aber auch wenn sich das Attentat gegen Chrupalla am Ende als vergleichsweise harmlos herausstellen sollte, war es auf jeden Fall ein Einschüchterungsversuch. Und es geschah nicht völlig überraschend: Chrupallas Wohnhaus wurde bereits mehrfach beschmiert und es gab schon einen Brandanschlag gegen sein Auto. Die Botschaft ist klar: Man kann im freiheitlich-demokratischen Deutschland der Gegenwart nicht als Oppositioneller öffentlich auftreten, ohne daß man sich dadurch einer permanenten Gefahr aussetzt. Für diesen Zustand tragen die einschlägigen Medien, aber eben auch Innenminister wie Joachim Herrmann oder Nancy Faeser eine entscheidende Verantwortung.