Stolzmonat

Kollektive Bekenntnis-Kaspereien (kampagnenhaftes »Virtue Signalling«) sind gerade sehr in Mode. Gerade wurde von — irgendwem – der »Pridemonth« ausgerufen, also der »Stolzmonat«, wobei sich das wohl vornehmlich auf sexuelle Vorlieben und Verwirrungen bezieht und nicht auf das, worauf es sich wirklich lohnt, stolz zu sein. In den Sozialen Netzwerken sehen wir aber gerade, wie das nach hinten losgehen kann, denn nicht wenige Patrioten schmücken ihre Avatare mit einer etwas anderen »Regenbogenfahne«: Schwarz-Rot-Gold ist bunt genug!

Worauf können wir als Deutsche eigentlich noch stolz sein …? Auf die »dümmste Regierung der Welt« (Sarah Wagenknecht)? Darauf, inzwischen Einwanderungs-Weltmeister geworden zu sein, wenn es schon beim Fußball oder dem ESC nicht mehr reicht? Können wir stolz darauf sein, daß wir zwar die höchsten Steuern und Sozialabgaben, aber die niedrigsten Renten, marode Straßen und inzwischen ein ziemlich mangelhaftes Bildungsystem haben?

Mein Grundsatz stammt von Carl von Clausewitz: »Stolz auf unsere großen Männer dürfen wir nur sein, solange sie sich unserer nicht zu schämen brauchen«. Patriotismus — und damit der Stolz auf unser Volk und Land — muß in erster Line eine Selbstverpflichtung sein.
Ja, wir haben guten Grund, mit Stolz auf die Leistungen unseres Volkes zu schauen: Es gab eine Zeit, da ging alles, was sich technisch bewegte, irgendwie auf deutschen Erfindergeist zurück. Raketen, Raumfahrt und die moderne Fliegerei wären undenkbar ohne den deutschen Beitrag. Um unser Bildungssystem hat uns einmal die ganze Welt beneidet. Was ist davon übrig geblieben? Vor einem Jahrhundert kamen die meisten Nobelpreisträger aus Deutschland – heute fliehen hervorragende Wissenschaftler in andere Länder, weil sie hier wegen der vielen Restriktionen nicht mehr frei forschen können.

Wenn ich trotz der ziemlich erbärmlichen Gegenwart stolz bin auf mein Land bin, dann weil ich weiß, daß nicht die einfachen Menschen für diese Zustände verantwortlich sind. Die eigentlichen Leistungsträger versuchen noch immer, das Beste aus den schlechten Verhältnissen zu machen — aber die Verhältnisse sind politisch verschuldet.
Ich glaube nach wie vor an das Potenzial der Deutschen! Es zeigt sich in vielen kleinen Dingen, jeden Tag. Aber ich leide darunter, daß Leistung sich nicht mehr auszahlt und darunter, wie jedes Unternehmertum behördlich ausgebremst wird.

Ich bin auch stolz darauf, daß die Deutschen als Volk mit einer friedlichen Revolution in die Annalen der Menschheit eingegangen sind. Es ist also möglich, verkrustete Strukturen, die die Entfaltung des Lebens des Einzelnen wie der Gemeinschaft blockieren, mit friedlichen und demokratischen Mitteln aufzubrechen. Die Deutschen haben es gezeigt!

Stolzmonat
Björn Höcke Portrait

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