Tino Chrupalla ist noch nicht aus der Intensivstation entlassen, da twittert Bodo Ramelow schon ein Bild mit der Aufschrift »Opferrolle«. »Warum nur, warum fällt mir das heute ein?«, kommentiert er das.

Nun, da Herr Ramelow schon so nett fragt, wäre ich doch der Letzte, der ihm nicht auf seinem Weg zur Selbstreflexion helfen würde! Hier drei mögliche Erklärungsansätze:

1. Es handelt sich vielleicht um den Narzißmus eines Menschen, der es unerträglich findet, daß andere möglicherweise mehr Aufmerksamkeit erhalten könnten als er selbst. Anscheinend hat Ramelow bis heute nicht überwunden, daß er den traurigen Rekord hält, der am häufigsten abgewählte, aber immer noch amtierende Ministerpräsident zu sein. Mit Häme und Spott will er auf sich aufmerksam machen.

2. Möglich ist auch Projektion: Es gibt wohl kaum einen Politiker, der so larmoyant ist wie Bodo Ramelow. Seine demokratische Abwahl empfand er nach eigenen Angaben als schlimmer als den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium [1]. Er kann sich einfach nicht vorstellen, daß jemand sein Leid nicht theatralisch inszeniert.

3. Nicht auszuschließen ist auch, daß er einfach einen an der Waffel hat (»Morbus Bahlsen«). Er kreist gedanklich immer nur um Biskuitrollen und begreift gar nicht, daß die Gewalt, die anderen im politischen Diskurs widerfährt, auch ihn betreffen könnte — wenn hier nicht unmißverständlich und lagerübergreifend von allen eine Grenze gesetzt wird.

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[1] Zitat: »Ich habe schwere Zeiten in Thüringen erlebt. Ich habe das Massaker am Gutenberg-Gymnasium erlebt, aber sowas, was ich seit Mittwoch erlebe, was meine Familie erlebt, das haben wir noch nicht erlebt.« — Bodo Ramelow bei »Maischberger« am 12.02.2020. Bei dem dem Amoklauf starben 17 Menschen.