Die antiquierte Vorstellung, daß ein Ministerpräsident, der sein Land gut und gerecht regiert, damit eigentlich nur seine Pflicht getan hat, verkennt die Tatsache, daß es historische Leistungen gibt, die weit darüber hinaus gehen. Sie verdienen noch zu Amtszeiten einer besonderen Würdigung. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier weiß darum, und deswegen zeichnet er Malu Dreyer, die als Ministerpräsidentin während der Flutkatastrophe im Ahrtal überragende Größe gezeigt hat, mit der höchsten Auszeichnung für ihre Verdienste aus. Doch wer Malu Dreyer nennt, darf Bodo Ramelow nicht unerwähnt lassen!

Wer bis dahin glaubte, man könne ein Land nicht ohne einen Wählerauftrag regieren, wurde durch Bodo Ramelow eines Besseren belehrt. Wie ein Kapitän manövrierte er das Land durch schwierige Zeiten – ein zuweilen augenscheinlich trunkener Kapitän, wie seine Twitterverlautbarungen vermuten lassen. Doch macht ihn das nicht menschlich? Krisensitzungen langweilten ihn nur. Warum das ganze? Wer von den anderen kann schon von sich behaupten, bei »Candy Crush« das Level 3.000 geknackt zu haben? — Niemand setzte so klar seine Prioritäten, wie er.

Böse Zungen behaupten, er sei eher ein einäugiger Piratenkapitän, der sich das Land zur Beute gemacht habe. Doch Neiddebatten haben hier keinen Platz! Klientelpolitik lag seiner Regierung stets fern. Wie bei allen linksgrün geführten Ländern wissen deren Politiker einfach nur, was ihnen zusteht. Leistung muß sich schließlich lohnen — allerdings nur, wenn man einer Regierungspartei angehört oder zu ihrem staatlich subventionierten Vorfeld gehört.

Mit seiner ihm eigenen Bescheidenheit und eisernen Selbstkontrolle, zu der auch manch derbes Wort im angemessenen Rahmen gehört, war er ein echter Landesvater, wie ihn sich nur noch wenige wünschen. Ehe er also viel zu bald, nach einem verbummelten Versprechen auf Neuwahlen, turnusgemäß erneut abgewählt wird, ist es Zeit, für eine besondere Würdigung. Das Bundesverdienstkreuz fand noch nie einen angemesseneren Ort als auf seiner Brust!