Konvention von Tauroggen

Die Konvention von Tauroggen — die Geschichte des Ungehorsams eines preußischen Offiziers.
Nach der vernichtenden Niederlage von Jena und Auerstedt im Jahre 1806 wurde Preußen von den Franzosen besetzt und König Friedrich Wilhelm III. war Anfang 1812 gezwungen, Napoleon ein Hilfskorps für seinen Rußlandfeldzug zur Verfügung zu stellen. Im Dezember 1812 lag General Yorck mit seiner etwa 20.000 Mann starken preußischen Truppe vor der Festung Riga im Winterquartier. Von Osten näherte sich eine russische Einheit geführt von General Fürst Sayn-Wittgenstein.
Dieser und andere preußische Offiziere, wie Carl von Clausewitz und Hans von Diebitsch, die aus Protest gegen die französische Expansionspolitik zu den Russen gewechselt waren, drängten General Yorck es ihnen mit seinen Truppen gleichzutun und den Befreiungskampf gegen Napoleon aufzunehmen. Aber der preußische General zögerte, er stand im Befehl. Er wußte, daß er mit einem Alleingang seinen König brüskieren würde und wartet, obwohl er als eigenwillig und eigenmächtig galt, auf neue Anweisungen seines Königs. Doch Friedrich Wilhelm III. ließ die wiederholten Anfragen Yorcks unbeantwortet. Er war ein schwacher Herrscher, der Napoleon zwar haßte, es aber nicht wagte gegen den bis dahin siegreichen Eroberer Europas aufzubegehren.
Yorck traf seine Entscheidung, die, das räumte Napoleon später ein, wie ein Blitz gewirkt habe, der in ein Pulverfaß fährt: Am 30. Dezember 1812 unterzeichneten Yorck und Diebitsch in der Poscheruner Mühle bei dem litauischen Örtchen Tauroggen den Waffenstillstand. Obwohl an diesem Akt nur Deutsche beteiligt waren, gilt die Unterzeichnung als Beginn einer besonderen deutsch-russischen Partnerschaft. In dem Vertrag wurde die Neutralität der preußischen Truppen erklärt, bis der König andere Anweisungen treffe. Unter damaligen Verhältnissen eine unverzeihliche Anmaßung, daß ein Offizier meinte, die Lage besser beurteilen zu können als sein König. General Yorck wußte, daß Ihm eine Anklage wegen Hochverrats mit folgender Todesstrafe drohte.
Als König Friedrich Wilhelm III. von diesem Vorgang erfuhr, war er außer sich: Er entzog Yorck sofort das Kommando. Das erfuhr Yorck nur durch eine Zeitung — und ignorierte es.
Am 5. Februar 1813 riefen die »Putschisten« die preußischen Stände auf, sich gegen die französische Fremdherrschaft zu erheben – ebenfalls ohne Zustimmung des Königs. Wortführer war wieder Yorck – und der preußische Reformer Heinrich vom und zum Stein, damals Berater von Zar Alexander I. Seine Soldaten stellte er vor die Wahl: »Meine Herren! Das französische Heer ist durch Gottes strafende Hand vernichtet, der Zeitpunkt ist gekommen, wo wir unsere Selbständigkeit wiedergewinnen können, wenn wir uns jetzt mit dem russischen Heer vereinen. Wer so denkt wie ich, sein Leben für das Vaterland und die Freiheit herzugeben, der schließe sich mir an. Wer dies nicht will, der bleibe zurück.«
Sofort wurden daraufhin Vorkehrungen für eine Volksbewaffnung und die Vergrößerung der preußischen Armee getroffen. Am 9. Februar wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Stein verkündete am 13. Februar in Ostpreußen die Bildung einer Landwehr. Yorck zog schließlich mit seinem Korps, verstärkt durch Freiwillige, in Preußen ein. »Die Armee will den Krieg gegen Frankreich. Das Volk will ihn, der König will ihn, hat aber keinen freien Willen. Die Armee muß ihm diesen Willen freimachen.«
Die Wendung von Tauroggen war der Grundstein für die Befreiung Europas von Napoleon und ein erster Schritt auf dem langen Weg zum Nationalstaat der Deutschen. Geschichte wird durch Männer – und natürlich auch Frauen – gemacht, die selbstlos Verantwortung übernehmen.
Die Konvention von Tauroggen
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