Nibelungentreue in einem verlorenen Krieg, der nicht der unsere ist
Friedrich Merz appelliert an eine besonders tragische Eigenschaft der Deutschen: Die Gefolgschaft für eine Idee bis zum sicheren Untergang.
Während es aber in dem namensgebenden Nationalepos noch um verwandtschaftliche Verpflichtungen ging, bindet uns keinerlei Verpflichtung an Wolodymyr Selenskyj. Friedrich Merz verspricht dem ukrainischen Präsidenten nach dessen bockigen Auftritt, in dem er in völlig aussichtsloser Lage einen das sinnlose Töten beendenden Waffenstillstand ausschlug, öffentlich Beistand und bemüht dafür auch noch die traditionelle Redewendung aus dem Eheversprechen: »In guten wie in schlechten Zeiten«.
Die Ukraine ist weder Mitglied der EU, noch bestehen die Beistandspflichten der NATO. Selbst wenn man sich in einem besonderen Maße der Ukraine verbunden fühlt, stellt sich doch die Frage, ob Selenskyj, der sich wegen der anhaltenden Krieges keiner demokratischen Wahl mehr stellt und verbissen ohne Opposition durchregiert, heute überhaupt noch die Interessen seines Volkes vertritt.
Rückendeckung bekommt Friedrich Merz hierzulande von deutschen Haltungsjournalisten, die nun krampfhaft versuchen, das diplomatische Desaster umzudeuten und Donald Trump vorwerfen, er habe da etwas »inszeniert« und hätte Wolodymyr Selenskyj öffentlich »vorführen« wollen. Zum Glück sind wir aber nicht auf diese Propaganda angewiesen: Jeder kann sich den gesamten Ablauf anschauen und sich selbst ein Bild von dem Vorfall machen.
Es war ein Presseauftritt mit den üblichen diplomatischen Höflichkeiten, bis Selenskyj unaufgefordert meinte, seine Gastgeber (die er als Bittsteller aufsuchte!) vor laufender Kamera beschämen zu müssen. Vance war völlig zu recht konsterniert, daß jemand, der Mühe hat, überhaupt noch genügend Soldaten zu finden, die Möglichkeit einer Waffenruhe ausschlägt und dann auch noch Forderungen stellt.