»Regime Change von rechts«

Den Abschluß meiner Sommerlektüre bildete das Buch »Regime Change von rechts – eine strategische Skizze«, das nach Auskunft des Verlages in kürzester Zeit die dritte Auflage erreicht hat.
Der Verkaufserfolg ist nachvollziehbar, denn Martin Sellner ist ein großer Wurf gelungen. Das Werk kann sich zum Handbuch für die deutsche Volksopposition mausern. Es gehört in die Hand jedes patriotischen Dissidenten, gleich ob er als Blogger, als Künstler, als Schriftsteller, als Aktivist oder Parlamentarier seinen Beitrag zum Erhalt unseres Landes leistet.

Der Begriff »Regime Change« taucht für gewöhnlich im Zusammenhang mit der Betrachtung US-amerikanischer Hegemonialstrategie auf. Er wurde in der Vergangenheit oft und aus Sicht der US-amerikanischen Führung erfolgreich durchgeführt. Der Autor verwendet ihn im Kontext unseres Landes, wohl auch um anzudeuten, daß die Bundesrepublik Deutschland aus Sicht des Oppositionellen im Jahr 2023 kaum noch als demokratischer Rechtsstaat bezeichnet werden kann, sondern treffender mit dem Begriff »sanfter Totalitarismus« beschrieben ist.

Sellner beginnt seine Abhandlung mit einer Einführung ins strategische Denken, denn er weiß, daß ein erfolgreicher und nachhaltiger »Regime Change« ein Hauptziel braucht, um die Kräfte der heterogenen Volksopposition in einer gemeinsamen Zielsetzung bündeln zu können. Als integrierendes Hauptziel schlägt er den Erhalt der ethnokulturellen Identität bzw. ihre Wiederherstellung mit Hilfe der Reconquista-Strategie vor. Zielsetzung und Strategie seien dabei unbedingt bis zum demographischen Kippunkt durchzuhalten, denn »Demographie frißt Demokratie, das Selbstbestimmungsrecht erlischt für die Deutschen als Minderheit im eigenen Land.« (S.24) Er positioniert sich hier also klar gegen Simon Kiessling, der in »Das neue Volk« die normative Kraft des Faktischen im Bereich der Demographie anerkannt hatte und damit eine lebhafte Diskussion auslöste: »Gegen die Mühlen der ethnokulturellen Desintegration, dem mit naturgeschichtlicher Notwendigkeit erfolgenden Rückbau und Verfall der autochthonen Völker, existiert kein Mittel.« (Simon Kiessling: Das neue Volk, S. 37)

Strategische und taktische Planung fußt auf einer gründlichen Lageanalyse, diese absolviert Sellner im Geist des gut konservativen strategischen Pessimismus, hier Gottfried Benn folgend, der dazu ausführte: »Erkenne die Lage. Rechne mit Deinen Defekten, gehe von deinen Beständen aus, nicht von Deinen Parolen.« (S.18)

»Regime Change von rechts« ist eine überzeugende Kombination aus rechter Weltanschauung und linker Analyse. Mit Antonio Gramsci und Louis Althusser und deren Begriffen »repressiver und ideologischer Staatsapparat« setzt sich Sellner intensiv auseinander und macht plausibel, warum ohne die Hegemonie im ideologischen Staatsapparat (Schule, Universität, Kirche, Gewerkschaften, Verlage etc.) keine dauerhafte Herrschaft möglich ist. Donald Trump und die FPÖ sind für den Autor die prominentesten Beispiele für das Scheitern populistischer Politikansätze am ideologischen Staatsapparat: »Selbst wenn man doch staatspolitische Gestaltungsmacht erlangt, verschanzen sich die ideologischen Staatsapparate im metapolitischen Machtzentrum, delegitimieren die Regierung und sabotieren als Tiefer Staat jede Reform.« (S. 113) Hier hat Sellner den erhobenen Zeigefinger zurecht deutlich in Richtung Parlamentspatrioten herausgearbeitet, die zu oft glauben, daß es ausreiche Wahlen zu gewinnen und eine Regierung zu stellen, um ein Land grundlegend reformieren zu können. Dazu ist tatsächlich viel mehr notwendig, so beispielsweise die Koordinierung der fünf Aufgabenbereiche des rechten Lagers (Partei, Bewegung, Gegenöffentlichkeit, Theoriebildung und Gegenkultur), wobei die Theoriebildung aus Sicht des Autors vom Verschieben des Overton-Fensters bis zur Erlangung der kulturellen Hegemonie zentrale Bedeutung zukommt.

Martin Sellner erläutert umfänglich die Funktionsweise des Repressionsapparates mit dem Dissidenten hierzulande klein gehalten werden und er geht auf nicht zielführende Strategien ein, die er als Nonstrategien bezeichnet. Vor diesen warnt er eindringlich, denn sie vergeudeten nur Kraft und Zeit, ohne daß das Hauptziel mit ihnen zu erreichen wäre.

»Regime Change von rechts« punktet mit klarer Sprache, dem richtigen Maß an theoretischer Einbettung und griffigen Bildern. Und es kann darauf verweisen, daß die Reconquista-Strategie, die vom social change zum regime change gelangt, ein praktisches Vorbild in der Orbánisierung Ungarns hat, denn »Ungarn versteht sich seit dem 25. April 2011 offiziell als ethnisch-kulturell definierte Kulturnation.« (S.258)

Martin Sellner: Regime Change von rechts / Buchbesprechung
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