Das Buch endet mit einem bitteren Fazit: »Es mag sein, daß die europäische Zivilisation in den Herbst ihrer Existenz eingetreten ist, aber es ist nichts auf der Welt erkennbar, was ihr zivilisatorisch überlegen sein könnte.« – So ist es wohl, und auch deswegen ist es das Anliegen der AfD und mein persönliches, alles dafür zu tun, Europa als selbstbestimmten Pol in einer neuen multipolaren Weltordnung zu entwickeln.
Dieses wiederum wird nur möglich sein, wenn europäische Identität und Kleinteiligkeit nicht wegglobalisiert und Europa – nachdem es zu einem Zentralstaat zwangsvereinigt wurde, zu einer Verwaltungseinheit unter einer Weltregierung degradiert wird.
Das ist allerdings genau der Entwicklungsstrang, den die Mächtigen der Welt bzw. der EU für Europa vorgesehen haben. Ich nenne die EU deshalb eine »Globalisierungsagentur«. Diesen Begriff verwendet Lothar Maier nicht, würde gegen diese Setzung wahrscheinlich aber keine Einwände geltend machen. Denn der Autor, ehemaliger Professor für Verbraucherpolitik, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und langjährig in EU-Kontexten unterwegs, erinnert in den Anfangskapiteln seines gut lesbaren Werkes an den weitestgehend unbekannten Einfluß erfolgreicher amerikanischer Finanzunternehmer auf die Anfänge des europäischen Einigungsprojektes nach dem 2. Weltkrieg. Als einer dieser gilt Jean Monnet, der zunächst in der väterlichen Cognacproduktion in Frankreich reüssierte, um dann in der City of London und an der Wallstreet Karriere zu machen. Monnet kann nach Einschätzung Maiers als früher Globalist angesprochen werden, der die US-amerikanische Verfassung zum Vorbild für die europäische Einigung nahm und die schrittweise Entmachtung der Nationalstaaten in Europa als Modellprozeß auf dem Weg zum Weltstaat begriff. Schon für Monnet war wichtig, das Prinzip der Volkssouveränität über informelle Prozesse auszuhebeln, die Macht nationaler Parteien zurückzudrängen und letztlich der Wirtschaftselite die Macht zuzuschanzen. Lothar Maier schlägt die Brücke zum Hier und Heute, wenn er ausführt: »Während Monnets Orientierungspunkte die Interessen der Großfinanz, der Globalisten, der Ideologen des amerikanisch geprägten Weltstaates waren, sind die Bezugspersonen der heutigen EU-Spitze die Teilnehmer der Treffen von Davos, die Bilderberger und die Lenker der Myriaden von NGOs im Solde von Soros und Gates, mit ihren fortwirkenden Weltstaatsideen.« (S. 35) Auch wenn der Autor hier Klartext spricht, führt er grundsätzlich über 200 Seiten ohne Schaum vorm Mund aus.
Natürlich kommt er auf die Demokratiedefizite der EU zu sprechen, wirft ihr berechtigt vor, das sie mit ihren Settlement-Programmen, ihrem Kampf gegen den alten weißen Mann und ihrer Diversity-Ideologie das Fundament des wahren Europa zerstört und quantifiziert die schwere finanzielle Belastung für Deutschland, aber er weist auch deutlich auf die Gefahren einer unkontrollierten Abwicklung hin.
Und so plädiert er am Ende dafür, die EU nicht zu zerschlagen, sondern sie in Einklang mit den Interessen der Völker zu bringen, was nur gelingen kann, wenn das Eigenleben der Brüsseler Bürokratie, ihre Zentralisierungsdynamik und ihre Staatswerdung gestoppt werden. Maiers EU hat keine gemeinsame Währung mehr, keine EZB, kein »Parlament«, sondern koordiniert sich auf exekutiver Ebene vor allen Dingen in Wirtschaftsfragen. Der einheitliche Wirtschaftsraum und die Personenfreizügigkeit stehen dabei analog zur AfD-Programmatik nicht zur Debatte.
Wichtig und richtig ist auch die Positionierung des Autors im Bereich der militärischen Koordination. So erteilt er einer europäischen Armee eine klare Absage, spricht sich aber für eine intensive militärische Kooperation der europäischen Staaten aus, die mittelfristig die NATO ersetzen sollte. Denn die »NATO bedeutet den Fortbestand der amerikanischen Dominanz in Europa« (S.189), die Maier ablehnt, weil seiner Meinung nach ein europäisches Europa die Äquidistanz zu beiden externen Mächten suchen sollte.
Der Krieg im Osten, den die EU-Granden noch befeuern, die vor allen Dingen Deutschland schwer schädigenden EU-Sanktionen gegen Rußland und die bevorstehende EU-Wahlen sind gute Anlässe sich mit dem DEXIT zu beschäftigen. Das Buch von Lothar Maier sei besonders jedem aktiven AfDler zur Einstimmung auf den Wahlkampf empfohlen – gleich ob er am Wahlkampfstand Rede und Antwort stehen oder unsere zentralen Botschaften in Podiumsdiskussionen, TV-Formaten oder als Redner formulieren darf.